Es gibt Hunde- und Katzentypen, und es gibt Imperativ- und Indikativtypen: Manche befehlen gerne („Licht an!“), andere bevorzugen den Modus des Feststellens („so ist das“). Oft sind Hundetypen auch Imperativtypen, sie kaufen sich einen Hund, um sich an seiner Kommandodankbarkeit zu erfreuen.  

Konjunktivtypen erfreuen sich vor allem an ihrem Lieblingswort. Es lautet „hätte“ und markiert jedes denkbare Glücksversäumnis. Negative Paralleluniversen entstehen, grenzenlos ausgedehnt. Diese Universen der Unmöglichkeit bevölkert der Konjunktivtyp mit seinen verstrichenen Hoffnungen. Betrauern tut er sie nicht, er hält sie durch den „Hätte-Modus“ am Leben. Denn der Konjunktivtyp ist ein großer Visionär, jedoch nicht vorwärts, sondern rückwärts.

Einen Spezialfall bildet der Zombie-Konjunktivtyp. Anstelle wirklicher Glücksversäumnisse beschwört er Bagatellen. Konjunktivzombies sind untote Stellvertreter der Vergeblichkeit, die nicht sterben können, weil sie nie gelebt haben. Als Bagatellwesen geistern sie unbetrauert umher, bis sie besprochen sind. Dann erstarren sie in grammatischer Melancholie, ähnlich wie einst Lots Frau.

Typen-Charakteriserung im Treppenhaus: „Wollten Sie nicht schon in den Urlaub gefahren sein?“ „Nein, wir haben den Urlaub verschoben.“ Der Indikativtyp erwidert: „So ist das also.“ Der Imperativtyp führt überhaupt keine Dialoge. Der Konjunktivtyp sagt: „Wären Sie schon in Spanien, hätten Sie jetzt so schönes Wetter!“

Der Zombie-Konjunktivtyp aber sagt Dinge, wie: „Wären Sie in den Urlaub gefahren, hätte ich Ihnen angeboten, Ihre Blumen zu gießen. Haben Sie Farne?“ „Nein.“ „Hätten Sie Farne, hätte ich Ihnen dringend Folgendes empfohlen...“

Dramatisierte Bagatellen sind das Lebenselixir der Melancholiestellvertreter. Mit ihnen füllt der Zombie-Konjunktivtyp sein Universum so an, wie man einen Raum mit Sperrmüll vollstellt, bis man nicht mehr hindurchgehen kann. Und genau das bezwecken die Konjunktivzombies: Sie hindern ihn daran, in seinen Raum einzutreten. Denn darin befinden sich Erinnerungen, die nicht erinnert werden dürfen.

Die Konjunktivzombies machen es unmöglich, zu den Erinnerungen an wirkliche Verluste durchzudringen, ohne zu stolpern. Dennoch drängt es den Zombie-Konjunktivtyp immerzu zu ihnen hin. Sein Erinnern ist darum ein ständiges Stolpern. Sein Leben ist ein Kampf an der Barrikade erstarrter Konjunktivzombies, ein Kampf, durch den es immer nur noch mehr werden.