Akademie-Verlag, Berlin.

Wenn davon ausgegangen wird, dass wir durch wirtschaftspolitische, gesellschaftliche, soziale und kulturelle Diskurse und Strukturen subjektiviert werden: Wie kann sich darin das jeweilige Selbst verorten und eine kritische Position beziehen, ohne lediglich zu einer/m Statist/in gegebener Machtkonstellationen und quasi selbsttätig agierender diskursiver Verschiebungen zu werden, mit anderen Worten: Wie lassen sich Spielräume kreativen Handelns entwickeln? In kritischer Anknüpfung an die Philosophie des Pragmatismus schlägt die Autorin vor, dabei von der Gewohnheit, von den alltäglichen Zweifeln und Überzeugungen des je partikularen Standpunktes auszugehen. Es zeig sich, dass das Selbst sich erst in partikularer Anerkennung des vermeintlich Selbstverständlichen, des Common Sense, kritisch verorten kann. Eine wesentliche Rolle spielt dabei, dass Überzeugungen sich handelnd in Gewohnheiten verkörpern. Zu fragen ist daher nicht, was der Körper ist, sondern vielmehr, was dieser gewohnheitsmäßig tut und daher auch anders tun könnte. Kreativität und Gewohnheit schließen sich nicht aus. Im Gegenteil: Neue Optionen entstehen durch die Kollision des Bekannten (in einem kritischen Common Sense) und durch die Erkundung des nahe liegenden Unbekannten (durch Aufmerksamkeit für eigene Gewohnheiten), nicht im Erträumen unerreichbarer Ideale. Partikulare Indizien des kritischen Standpunktes sind Zweifel: Durch den Zweifel gewinnt das scheinbar Selbstverständliche des Alltäglichen Kontur. Sie sind niemals privat-individuell, sondern spiegeln gesellschaftliche Brüche wider. Für die Entfaltung von Handlungsmöglichkeiten ist es daher zentral, den jeweiligen (wirklichen und möglichen) Gemeinsinn ernst zu nehmen und auszubauen: Durch die zwanglos-ästhetische Über­ein­stimmung mit partikularen Anderen, in denen der Ort des Selbst nicht verloren geht, sondern für Andere exemplarisch werden kann.

Verhandelt werden philosophische Überlegungen von: Peirce, James, Dewey, Kant, Putnam, Cavell, Rorty, Shusterman.

Rezension von Jens Kertscher in Allgemeine Zeitschrift für Philosophie